600'000 Fotografien finden sich in den Beständen der Zentralbibliothek, darunter Nachlässe bedeutender Fotografinnen aus der Zeit von 1950 bis 2000. Auch die Pressebildarchive des Tages-Anzeigers und der Finanz und Wirtschaft sind Teil der Sammlung – mit eindrucksvollen Aufnahmen verschiedener Fotojournalistinnen.
Die hier gezeigten Pressebilder umfassen die Bereiche Sport, Porträts und Wirtschaft. Auch bei den Abgebildeten lag der Fokus darauf, Frauen zu zeigen. Im nächsten Kapitel folgt eine Auswahl von Fotoreportagen aus den Archiven.
Der Jubel beim Erfolg, die Athlet*innen in der Arena, das frenetische Publikum – aber auch Stürze, Pleiten und Tränen. Sportfotografie transportiert Rituale und Emotionen. Das erfordert nicht nur ein gutes Auge, sondern auch ein tiefes Verständnis für die jeweilige Sportart. Nur wer die Abläufe antizipiert, kann die Kamera im entscheidenden Moment richtig ausrichten und rechtzeitig abdrücken.
Lange Zeit blieben Frauen in der Schweiz sogar als Zuschauerinnen vom Sport ausgeschlossen. Noch Mitte des 20. Jahrhunderts musste sich die Fotografin Ilse Mayer-Günther als Mann verkleiden, um im Pressetross die Tour de Suisse dokumentarisch begleiten zu können.
Dennoch gelang es ihr und ihren Kolleginnen, sich ein Netzwerk im Sportbetrieb aufzubauen. Das Vertrauen der Fotografierten ist entscheidend, um nahe ans Geschehen zu gelangen und packende Fotos schiessen zu können.
Martina Hingis im Alter von 16 Jahren an einer Pressekonferenz in Zürich, kurz bevor sie 1997 die jüngste Weltnummer 1 der Tennisgeschichte wurde. (Doris Fanconi, Pressebildarchiv Tages-Anzeiger, ZB Zürich)
Laura Prebianca (FC Schwerzenbach, links) und Sylvie Gaillard (FC Bern, rechts) kämpfen um den Ball, Fussball-Cupfinal 1999. (Uschi Kurmann, Pressebildarchiv Tages-Anzeiger, ZB Zürich)
Uschi Kurmann hatte als Fotografin das Vertrauen der Sportlerinnen und war so immer nah am Geschehen. (Uschi Kurmann, Pressebildarchiv Tages-Anzeiger, ZB Zürich)
Karin Zehnder vom FC Schwerzenbach im Cupfinal gegen den FC Bern, Mai 1999. (Uschi Kurmann, Pressebildarchiv Tages-Anzeiger, ZB Zürich)
Kathrin Lehmann, Torhüterin des FC Schwerzenbach im Cupfinal gegen den FC Bern, Mai 1999. (Uschi Kurmann, Pressebildarchiv Tages-Anzeiger, ZB Zürich)
Basels Abwehr steht gut: Dieser Angriff von Usters Frauen wird abgewehrt, Handball-Nationalliga 1990. (Iris C. Ritter, Pressebildarchiv Tages-Anzeiger, ZB Zürich)
Marie-Joëlle Essomba (ZMC Amicitia Zürich) versucht gegen Monika Pozorova (St. Otmar St. Gallen) zu punkten. Handball-Nationalliga 1998. (Uschi Kurmann, Pressebildarchiv Tages-Anzeiger, ZB Zürich)
Jubel über das gewonnene Volleyballspiel des TSV Jona im März 1992. (Doris Fanconi, Pressebildarchiv Tages-Anzeiger, ZB Zürich)
Eingefrorene Geschwindigkeit: Radrennfahrerin Evelyne Müller an einem Bahnrennen im Juni 1997. (Uschi Kurmann, Pressebildarchiv Tages-Anzeiger, ZB Zürich)
Das Eishockeyspiel ZSC – EHC Chur zieht 1995 das Publikum in seinen Bann. (Silvia Luckner, ZB Zürich)
begann 1993 autodidaktisch zu fotografieren. Zuvor erledigte sie neben der Familie die Administration für ihren Mann, den Fotografen Roland Kurmann (1951–1992).
Ab 1993 war sie zwanzig Jahre für die Fotoagentur Ex-Press tätig. Parallel arbeitete sie als einige der wenigen Frauen als freie Fotografin mit Schwerpunkt Handball, Fussball und weitere Sportarten. Ihre Bilder veröffentlichte sie im Tages-Anzeiger, Blick-Sport, Sport, in der Neuen Zürcher Zeitung, im CH-Handball-Magazin und in diversen Sport-Jahrbüchern. Viele Jahre fotografierte sie auftragsmässig für das Tagblatt der Stadt Zürich und die Quartierzeitung Zürich-West, 13 Jahre für den FIFA Youth Cup und einige Jahre für Albi’s Country Festival.
fand über den Umweg als schreibende Journalistin zur Pressefotografie. Nach 10 Jahren bei den Luzerner Neusten Nachrichten und beim Aargauer Tagblatt absolvierte sie einen Lehrgang bei der Gruppe Autodidaktischer FotografInnen (GAF). Es folgte ein Volontariat beim Fototeam des Tages-Anzeigers. 1987 wurde sie dort als erste Frau festangestellt. Hausfotografin, zum Teil in leitender Funktion, blieb sie bis zu ihrer Pensionierung.
Die vielfältigen Begegnungen mit Menschen, das Unterwegssein, das stete Improvisieren, aber auch die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen auf der Redaktion waren für sie die Essenz ihrer Arbeit. Besonders gerne fotografierte sie Porträts und Reportagen.
Das Porträt zählt zu den zentralen Themen der Fotografie, auch in der Pressefotografie. Die Nahansicht auf die Persönlichkeit, die Wiedergabe am Arbeitsplatz, der Blick in die Kamera oder das Fixieren eines Punktes ausserhalb des Bildes, das Posieren für die Fotografin, die lebendige Momentaufnahme: So variantenreich haben Fotografinnen wie Verena Eggmann, Silvia Luckner oder Ruth Vögtlin in den 1980er- und 1990er-Jahren Frauen porträtiert.
Mit dem Frauenstimmrecht 1971 traten erste Politikerinnen ins Rampenlicht, mit dem Gleich-stellungsgesetz von 1981 haben Frau und Mann «Anspruch auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit». Vermehrt – aber im Verhältnis zu Männern vergleichsweise selten – wird über erfolgreiche Juristinnen und Unternehmerinnen berichtet. Porträtfotografien sind immer auch ein Spiegel der Schweizer Geschichte. Spät, aber immer zahlreicher werden Frauen unabhängig von allfälligen Ehegatten darstellungswürdig.
Ines Torelli (1931–2019) feierte unter anderem Erfolge mit der Titelrolle in der Kleinen Niederdorfoper, als Sprecherin der Kasperli-Hörspiele und als Kabarettistin im Schweizer Fernsehen. Am liebsten spielte sie Hexen (Bild: Ruth Vögtlin, o.J.).
Edith Mathis (1938–2025) war eine Schweizer Opernsängerin und galt als eine der profiliertesten Mozart-Interpretinnen ihrer Zeit (Bild: Ruth Vögtlin, 1983).
Tina Turner (1939–2023) war eine der einflussreichsten Sängerinnen und stilbildend in Soul, Rock und Pop. Ab 1998 wohnte sie mit dem Musikmanager Erwin Bach in Küsnacht und wurde 2013 eingebürgert (Bild: Doris Fanconi, 1995).
Die Schauspielerin Ursula Schaeppi (*1940) wurde durch ihre Sketches im Schweizer Fernsehen SRF zum Publikumsliebling. Besonders bekannt ist sie als Göre Ursula und Eva Chifler (Bild: Doris Fanconi, Pressebildarchiv Tages-Anzeiger, 1992).
Hildegard Knef (1925–2002) feierte als Schauspielerin und Sängerin Erfolge in Hollywood und am Broadway (Bild: Ruth Vögtlin, o.J.).
Vera Kálmán (1907–1999) war als Schauspielerin Teil des Jetsets und lebte zwischen Paris, New York und Zürich (Bild: Ruth Vögtlin, o.J.).
Patricia Jünger (1951–2017) griff als Komponistin und Hörspielautorin brisante feministische Motive auf (Bild: Ruth Vögtlin, o.J.).
Erica Hänssler (1947–2016) spielte als Schauspielerin zeitlebens am Theater Stok in Zürich, dessen Leitung sie später übernahm (Bild: Ruth Vögtlin, 2000).
Stefanie Glaser (1920–2011) spielte in den Gotthelf-Verfilmungen Uli der Knecht und Uli der Pächter mit. Später erlangte sie durch ihre Beteiligung an der Fernsehshow Teleboy sowie den Serien Motel und Die Direktorin Popularität (Bild: Ruth Vögtlin, 1983).
Maria Becker (1920–2012) kam während des Zweiten Weltkriegs als Darstellerin ans Schauspielhaus Zürich. Sie gilt als eine der bedeutendsten Schauspielerinnen deutscher Sprache (Bild: Ruth Vögtlin, 1985).
Maria Schell (1926–2005) gehörte zu den grössten Stars des deutschen Films in den 1950er- und 1960er-Jahren. Sie spielte unter anderem in den Filmen Die letzte Brücke und The Hanging Tree (Bild: Ruth Vögtlin, o.J.).
Die Schlagersängerin Nella Martinetti (1946–2011) gewann 1986 den Grand Prix der Volksmusik (Bild: Ruth Voegtlin, o. J.).
Die mehrfach preisgekrönte italienische Schauspielerin Giulietta Masina (1921–1994) ist unter anderem aus dem Film La Strada (1954) bekannt (Bild: Ruth Vögtlin, 1985).
stammt ursprünglich aus Luzern, wo sie bei Peter Ammon und an der Kunstgewerbeschule die Ausbildung zur Fotografin absolvierte. In der Folge arbeitete sie für verschiedene Fotografen in Zürich, bis sie sich selbständig machte.
Als freischaffende Fotografin arbeitete sie regelmässig für die Basler Zeitung sowie für die Zeitschriften Bilanz, Frau und Der Sonntag. Beim Blick war sie von 1978 bis 1980 angestellt. Während rund 25 Jahren fotografierte sie ausserdem für die Quartierzeitung Fluntern.
Regina de Vries (1913–1985) wuchs in Zürich auf und liess sich gegen den Widerstand ihrer Eltern zur Bildhauerin ausbilden. Später verfertigte sie auch Grafiken, Reliefs und Aquarelle (Bild: Verena Eggmann, 1978).
Verena Huber (*1938) gründete 1967 ihr eigenes Innenarchitekturbüro und unterrichtete ab 1980 am Technikum in Winterthur. Sie wurde vom Bundesamt für Kultur mit dem Schweizer Grand Prix Design für ihr Lebenswerk ausgezeichnet (Bild: Maggy Frijling, 1990).
Erika Billeter (1927–2011) leitete das Museum Bellerive in Zürich und das Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne. Von 1974 bis 1981 amtierte sie als Vizedirektorin des Kunsthauses Zürich (Bild: Ruth Vögtlin, 1984).
Margrit Roelli (1909–2007) schrieb und illustrierte Kinderbücher. Ihre Wandteppiche und Collagen hängen bis heute in Privathäusern, Kirchen und Schulen (Bild: Ruth Vögtlin, o.J.).
Die gebürtige Neuenburgerin Jeannie Borel (1928–2007) lebte nach Jahren in Paris in Zürich. Sie gestaltete Wandmalereien im Zürcher Rathaus, im Universitätsspital und an der Universität Irchel. (Bild: Ruth Vögtlin, o.J.).
Die gelernte Keramikmalerin Lisa Maurer (1930–2005) schuf als Künstlerin bunte Puppenbilder, opulente Urwaldgemälde, fantastische Märchenwelten und düstere Psychogramme (Bild: Ruth Vögtlin, o.J.).
Sita Jucker (1921–2003) gestaltete und schrieb Kinderbücher. Für ihr Lebenswerk wurde sie 1986 mit dem Schweizer Jugendbuchpreis geehrt (Bild: Ruth Vögtlin, o.J.).
Die Künstlerin Meret Oppenheim (1913–1985) gilt als eine der bedeutendsten Vertreterinnen des Surrealismus (Bild: Verena Eggmann, 1982).
Christine Binswanger (*1964) wurde 1994 Partner beim Architekturbüro Herzog & de Meuron. Unter ihrer Leitung wurden unter anderem Sozialwohnungen an der Rue des Suisses in Paris, der Neubau des Pérez Art Museum in Miami sowie das neue Kinderspital in Zürich realisiert (Bild: Silvia Luckner, 1996).
Margaretha Dubach (*1938) fügt als Objektkünstlerin vorgefundene Gegenstände in einen neuen Kontext zusammen. Inhaltlich sind ihre surreal anmutenden Werke dem Lebenszyklus von Werden und Vergehen verpflichtet (Bild: Verena Eggmann, 1983).
Verena Eggmann (1946–1997) arbeitete ab 1975 als freie Fotografin in Zürich. Im Zentrum ihres künstlerischen Schaffens stand die Reportage. Mit ihrem Mann Bernd Steiner gründete sie 1986 das Internationale Baumarchiv (Selbstporträt, 1. Hälfte 1980er-Jahre).
Nell Gattiker (1906–1997). Nach Landschaften, Stillleben und Figuren in naturalistischer Manier erschuf die Künstlerin formal vereinfachte Gemälde und Plastiken. Religiöse und meditative Motive gewannen an Bedeutung, Farben traten gegenüber den Formen in den Vordergrund (Bild: Ruth Vögtlin, 1981).
Annemie Fontana (1925–2002) war, von Alois Carigiet gefördert, ab den frühen 1960er-Jahren als freie Künstlerin tätig. Ihre Bronzeplastiken visualisieren Naturvorgängen in ungegenständlicher Bildsprache. Bekannt wurde sie mit abstrakten Polyester-Plastiken im öffentlichen Raum (Bild: Ruth Vögtlin, o.J.).
Pipilotti Rist (*1962) findet als Pionierin der Videokunst international Anerkennung (Bild: Archiv Vera Isler, Pressebildarchiv Finanz und Wirtschaft, 1993).
wurde in Berlin als Tochter eines polnischen Vaters und einer ungarischen Mutter geboren, die 1942 wegen ihrer jüdischen Herkunft im Vernichtungslager Belzec umgebracht wurden. Ihre Eltern sandten sie 1936 in die Schweiz.
Nach einer Ausbildung zur medizinisch-technischen Laborantin arbeitete sie in der Forschung. 1963 begann sie autodidaktisch künstlerisch tätig zu werden. Nach frühen Textilobjekten beschäftigt sie sich in verschiedenen Medien mit dem Thema Genetik. Ab den 1980er-Jahren erfuhr sie mit ihren Porträtfotografien berühmter Kunstschaffender internationale Anerkennung. Im 21. Jahrhundert entstehen Videoarbeiten, deren Stills sie zu eigenständigen Werken weiterbearbeitete.
Die Journalistin Laure Wyss (1913–2002) leitete mit Unter uns die erste Diskussionssendung des Schweizer Fernsehens und entwickelte das Magazin des Tages-Anzeigers mit (Bild: Ruth Vögtlin, 1994).
Beatrice Tschanz (*1944), ist Kommunikationsberatin und Verwaltungsrätin. Ihre Krisenkommunikation rund um den Absturz des Swissair-Flugzeugs 1998 bei Halifax und beim Grounding der Fluggesellschaft wurden als vorbildlich gelobt (Bild: Silvia Luckner, 2001).
Die Schriftstellerin und ehemalige Sexarbeiterin Dora Koster (1939–2017) an ihrem Arbeitsplatz (Bild: Verena Eggmann, 1983).
Regina Meili-Egli (1937–2012) war als Kommunikationsfachfrau unter anderem für das Kunsthaus Zürich tätig und mit dem Filmregisseur Gaudenz Meili verheiratet (Bild: Verena Eggmann, 1982).
Klara Obermüller (*1940) ist promovierte Germanistin, Journalistin und Publizistin. Sie schrieb für die Neue Zürcher Zeitung, die Weltwoche und die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Ausserdem moderierte sie die Sternstunde Philosophie beim Schweizer Fernsehen (Bild: Verena Eggmann, o.J.).
Monika Engels (*1951) war Privatdozentin in veterinärmedizinischer Virologie an der Universität Zürich (Bild: Maggy Frijling, o.J.).
Bea Schilling (*1944) bildete sich an der ETH in Zürich zur ersten Forstingenieurin der Schweiz aus. Ihren ersten Erfolg als Schriftstellerin feierte sie 1987 mit Wiegenlied mit Spätfolgen. Aus dem Leben einer Co-Alkoholikerin, in der sie ihre Ehe verarbeitete (Bild: Verena Eggmann, 1987).
Alice Vollenweider (1927–2011) verfasste mehrere Kochbücher zur italienischen Küche und übersetzte italienische Literatur. 1979 erhielt sie den Conrad Ferdinand Meyer-Preis für ihr Gesamtwerk als Übersetzerin (Bild: Ruth Vögtlin, 1982).
Regine Kretz arbeitete als freie Journalistin für die Luzerner Neuesten Nachrichten, Radio DRS und die Schweizer Familie. Von 1990 bis 2003 war sie Redaktorin des Schülermagazins Spick (Bild: Ruth Vögtlin, o.J.).
Annette Freitag schrieb als Kulturjournalistin unter anderem für den Blick. Danach arbeitete sie beim Schweizer Fernsehen SRF für die Tagesschau, aber auch für die Sternstunde Kultur und Kulturzeit (Bild: Ruth Vögtlin, o.J.).
Colette Gradwohl (*1958) leitete die Abteilung Information beim Schweizer Radio SRF. Später amtierte sie als Chefredaktorin des Landboten und Mitglied der Chefredaktion bei der Neuen Zürcher Zeitung (Bild: Ruth Vögtlin, o.J.).
Laure Wyss (1913–2002) entwickelte als Journalistin in den 1950er-Jahren verschiedene Formate für das Schweizer Fernsehen SRF. 1970 gründete sie das Magazin des Tages-Anzeigers mit (Bild: Bettina, 1977).
Hedi Lang (1931–2004) wurde 1983 als erste Frau in den Regierungsrat des Kantons Zürich gewählt (Bild: Doris Fanconi, Pressebildarchiv Tages-Anzeiger, 1995).
Verena Diener (1949–2024) gründete als Zürcher Regierungsrätin die Grünliberale Partei (GLP) mit (Bild: Doris Fanconi, Pressebildarchiv Tages-Anzeiger, 1997).
Maja Uhlmann (1937–2022) war Juristin und Oberst der Schweizer Armee. 1969 dissertierte sie zur Rechtsstellung der Schweizer Frau im Dienste der Landesverteidigung. Sie schlug vor, Frauen zur «Steigerung der Schlagkraft der Armee» einzusetzen. (Bild: Verena Eggmann, 1986).
Vreni Spoerry (1938–2025) war Juristin und gilt als Grande Dame des Zürcher Freisinns. 1983–1996 Nationalrätin, 1996–2003 Ständerätin. Sie amtierte als Verwaltungsrätin der Credit Suisse, der Zürich Versicherung, bei Nestlé und bei der Swissair (Bild: Yvon Baumann, 1998).
Monika Weber (*1943) politisierte für den Landesring der Unabhängigen (LdU) im National- und Ständerat. 1998 wurde sie Stadträtin in Zürich und übernahm das Schul- und Sportdepartement (Bild: Doris Fanconi, Pressearchiv Tages-Anzeiger, 1992).
Kathrin Martelli (*1952) arbeitete nach einer kaufmännischen Ausbildung als Sekretärin. Von 1992 bis 1994 sass sie in der beratenden Kommission des städtischen Gleichstellungsbüros. Von 1994 bis 2010 amtierte sie als FDP-Stadträtin in Zürich (Bild: Doris Fanconi, 1996).
Emilie Lieberherr (1924–2011) gehört zu den prägenden Köpfen beim Kampf um das Frauenstimmrecht. Von 1970 bis 1994 war sie für die SP als erste Frau Stadträtin in Zürich, von 1978 bis 1983 ebenfalls als erste Frau Ständerätin (Bild: Verena Eggmann, 1985).
Ursula Koch (*1941) wurde 1986 für die SP in den Zürcher Stadtrat gewählt, 1997 zur Präsidentin der SP Schweiz und 1999 in den Nationalrat. Aufgrund parteiinterner Kritik an ihrem Führungsstil zog sie sich im Jahr 2000 vollständig aus der Politik zurück (Bild: Verena Eggmann, o.J.).
Micheline Calmy-Rey (*1945) setzte sich 2003 bis 2011 als Aussenministerin der Schweiz für die Stärkung des bilateralen Wegs mit der EU, die Gleichstellung und die Menschenrechte ein. 2007 wurde sie als zweite Frau überhaupt Bundespräsidentin der Schweiz (Bild: Silvia Luckner, 1999).
Regula Pfister (*1948) bekleidete für die FDP verschiedene politische Ämter auf Gemeinde- und Kantonsebene. 1995 wurde sie zur ersten Bankrätin der Zürcher Kantonalbank gewählt. (Bild: Maggy Frijling, 1988).
Hedi Lang (1931–2004) Die SP-Politikerin war von 1983 bis 1995 als erste Frau Regierungsrätin des Kantons Zürich. Sie engagierte sich insbesondere für Familien-, Sozial- und Gleichstellungspolitik (Bild: Verena Eggmann, 1991).
Ursula Koch (*1941) wurde 1986 für die SP in den Zürcher Stadtrat gewählt, 1997 zur Präsidentin der SP Schweiz und 1999 in den Nationalrat. Aufgrund parteiinterner Kritik an ihrem Führungsstil zog sie sich im Jahr 2000 vollständig aus der Politik zurück (Bild: Verena Eggmann, 1986).
Lili Nabholz (*1944) ist promovierte Juristin und führte erfolgreich den ersten Lohngleichheitsprozess der Schweiz. Für die FDP Zürich sass sie von 1987 bis 2003 im Nationalrat (Bild: Ruth Vögtlin, o.J.).
Monika Weber (*1943) politisierte für den Landesring der Unabhängigen LDU im National- und Ständerat. 1978 bis 1986 leitete sie das Konsumentinnenforum der Deutschschweiz, 1991 bis 1998 war sie Direktorin beim Migros-Genossenschafts-Bund (Bild: Ruth Vögtlin, 1986).
Ursula Koch (*1941) wurde 1986 für die SP in den Zürcher Stadtrat gewählt, 1997 zur Präsidentin der SP Schweiz und 1999 in den Nationalrat. Aufgrund parteiinterner Kritik an ihrem Führungsstil zog sie sich im Jahr 2000 vollständig aus der Politik zurück (Bild: Ruth Vögtlin, 1994).
arbeitet als freischaffende Fotografin und Videokünstlerin in Zürich und im Burgund. Sie fotografierte unter anderem für die Finanz und Wirtschaft, die Bilanz und das Facts.
1983 gründete Baumann die Gruppe autodidaktischer FotografInnen GAF mit. Die GAF basiert auf einem Unterrichtskonzept, bei dem die Teilnehmenden die Kursinhalte und Dozent:innen weitgehend selbst festlegen. Auch Silvia Luckner, Doris Fanconi und Iris Ritter erlernten das Handwerk bei der GAF.
Rosmarie Michel (*1931) ist eine Unternehmerin, die sich für Frauen in Führungspositionen engagiert. 1956 übernahm sie die Geschäftsleitung der familieneigenen Confiserie Schurter, deren Besitzerin sie bis 2006 war (Bild: Maggy Frijling, 1990).
Simone Bédat (1931– 2010) gründete 1975 die Uhrenmarke Raymond Weil mit. 1996 baute sie mit ihrem Sohn Christian das Uhrenunternehmen Bédat & Co. auf und fungierte dort als Geschäftsführerin (Bild: Silvia Luckner, 2000).
Silvia Kramer (1932–2016) war promovierte Juristin und Verwaltungsrätin der genossenschaftlichen Gastronomiegruppe ZFV-Unternehmungen (Bild: Maggy Frijling, 1990).
Cinette Robert gründete 1985 sie die Horlogerie Cinette Robert und restaurierte alte Uhren. 1995 kaufte sie die Firma Dubey & Schaldenbrand, deren Markenzeichen handgravierte Uhrwerke sind, und machte sie international erfolgreich (Bild: Silvia Luckner, 2000).
Ingeborg Schumacher-Hummel (*1968) gründete als Pionierin für nachhaltige Investitionen 2016 die Firma Responsible Impact Investing, wobei sie einen besonderen Fokus auf die Begleitung von gemeinnützigen Stiftungen und Pensionskassen legt (Bild: Silvia Luckner, 2001).
Antoinette Hunziker Ebneter (*1960) wurde 1995 als erste Frau Chefin der Schweizer Börse SWX Swiss Exchange (heute SIX) und verantwortete die Realisierung der elektronischen Börse Schweiz (Bild: Silvia Luckner, 1998).
Giselle Rufer (*1946) gründete 1996 nach mehreren Jahren Tätigkeit in der Uhrenindustrie mit Delance ihre eigene Marke nur für Frauen, erkennbar an der Rautenform. 2007 ernannte sie der Club der Genfer Unternehmerinnen zur Unternehmerin des Jahres (Bild: Silvia Luckner, 2000).
Ruth Grüninger arbeitete als Modedesignerin für Häuser wie Navyboot und Tucano. Sie entwarf Uniformen für die SBB, die Securitas und die Fluggesellschaft Swiss (Bild: Ruth Vögtlin, o.J.).
Rita Bächler-Barth war die erste selbständige Headhunterin der Schweiz. Zudem coachte sie junge Führungskräfte auf ihrem Karriereweg in der Wirtschaft (Bild: Ruth Vögtlin, o.J.).
Hulda Zumsteg (1890-1984), Mitbegründerin und legendäre Wirtin des Zürcher Restaurants Kronenhalle (Bild: Verena Eggmann, 1983).
Wie lassen sich Themen wie «Versicherungs-schutz» oder «Vertragsverhandlungen» abbilden? Fotojournalismus im Ressort Wirtschaft sieht sich mit der Herausforderung konfrontiert, unsichtbare Prozesse sichtbar zu machen.
Unter Einfluss von Kunst- und Werbefotografie veränderte sich das Handwerk in den 1980er-Jahren. Symbolbilder und inszenierte Szenen wurden salonfähig. Anders als in der Werbung zeigen diese Bilder oft Brüche und Gebrauchsspuren. Ebenfalls seit den 1980er-Jahren gehören Börsenbilder zum Repertoire: gestikulierende Händler, flimmernde Kursan-zeigen, eilende Anzugsträger. Die Wirtschaftswelt bleibt bis heute eine Männerwelt.
Dennoch prägen bei der Schweizer Wirtschaftszeitung Finanz und Wirtschaft Fotografinnen wie Silvia Luckner, Iris Ritter und Sandra Meier die Bildsprache. Ihre Arbeiten zeigen, dass wirtschaftliche Themen mit einem kritisch-ironischen Blick inszeniert werden können.
lernte ursprünglich Psychiatriepflegerin und bildete sich in den 1980er-Jahren bei der Gruppe autodidaktischer FotografInnen GAF für den Beruf aus.
Seit 1988 fotografierte Luckner für die Finanz und Wirtschaft, den Tages-Anzeiger, die WOZ und die Agentur Keystone. Ausserdem dokumentierte sie ab 2003 im Nebenjob die Sammlung des Völkerkundemuseums Zürich. Ihre Leidenschaft für das Fotografieren und Dokumentieren lebte sie auch als Gestalterin von Ausstellungen und als Dozentin aus. Luckner engagierte sich als Präsidentin der Branche Presse in der Gewerkschaft syndicom für Honorare und Arbeitsbedingungen der freischaffenden Fotograf:innen.
ist Fotojournalistin mit Bildkompetenz im Printbereich. Seit 1995 ist sie für die Wirtschaftszeitung Finanz und Wirtschaft tätig, seit 2008 leitet sie dort die Bildredaktion.
Sie entwickelt Bildkonzepte, koordiniert Fotograf:innen und ist auch selbst fotografisch tätig. Zuvor arbeitete sie als freischaffende Fotografin für zahlreiche Zeitungen und Magazine. Ihre Ausbildung umfasst ein Nachdiplomstudium in Cultural Media Studies an der ZHdK, ein Studium in Photojournalism and Documentary Photography am renommierten International Center of Photography in New York sowie eine fotografische Lehre in Bern.
begann ihre berufliche Laufbahn als Schriftenmalerin und wechselte 1995 als Quereinsteigerin zur Wirtschaftszeitung Finanz und Wirtschaft.
Dort arbeitete sie zunächst als Bildredaktorin, später als Layouterin/Gestalterin der Zeitung und den Beilagen und Magazinen. 1998/1999 vertiefte sie ihre fotografischen Kenntnisse im Rahmen einer Weiterbildung bei der Gruppe Autodidaktischer FotografInnen (GAF). Bis 2012 war sie als Layouterin und Fotografin für die Zeitung tätig. Seither arbeitet sie mit reduziertem Pensum im Layout-Team und ist daneben freiberuflich als Fotografin aktiv.
Symbolbilder machen abstrakte Vorgänge wie «Sitzungen» oder «Verhandeln» sichtbar (Silvia Luckner, Pressebildarchiv Finanz und Wirtschaft, 1997, ZB Zürich).
Symbolbild «Stil» mit einem Augenzwinkern (Iris C. Ritter, Pressebildarchiv Finanz und Wirtschaft, 1997, ZB Zürich).
Produkte abbilden, ohne Werbung zu machen. HERO-Teigwarenfabrikation in Frauenfeld 1999 (Silvia Luckner, Pressebildarchiv Finanz und Wirtschaft, ZB Zürich).
Die elektronische Börse der Schweizerischen Bankgesellschaft (heute UBS) in Zürich 1997 (Yvon Baumann, Pressebildarchiv Finanz und Wirtschaft, ZB Zürich).
Die ehemalige Schweizer Discount-Warenhauskette EPA im Jahr 1995 (Iris C. Ritter, Pressebildarchiv Finanz und Wirtschaft, ZB Zürich).
Versicherungsschutz als Regenschirm. Symbolbild 1998 (Iris C. Ritter, Pressebildarchiv Finanz und Wirtschaft, ZB Zürich).
Foto von Werbung statt Werbefoto: Das Zürcher Warenhaus Globus 1996 (Sandra Meier, Pressebildarchiv Finanz und Wirtschaft, ZB Zürich).
Skyline mal anders. Symbolbild «Bier», 2000 (Silvia Luckner, Pressebildarchiv Finanz und Wirtschaft, ZB Zürich).
Aus einer Zeit vor dem Euro: Symbolbild «Europäische Währungen» 1996 (Silvia Luckner, Pressebildarchiv Finanz und Wirtschaft, ZB Zürich).
Ein Land als Tresor: Symbolbild «Kapitalflucht in die Schweiz» 1995 (Iris C. Ritter, Pressebildarchiv Finanz und Wirtschaft, ZB Zürich).
Fotoreportagen schaffen Nähe. In ihnen entfalten sich Geschichten, die berühren, herausfordern und Denkmuster aufbrechen. Lange Zeit war der Fotojournalismus eine Domäne weisser, westlicher, wirtschaftlich privilegierter Männer. So schreiben es die Medienwissenschaftler*innen Good und Lowe in ihrem Buch Understanding Photojournalism (2015). Umso wichtiger ist es, jene Perspektiven sichtbar zu machen, die diese Erzähltradition durchbrechen.
Die ZB bewahrt in ihren Beständen Reportagen von Zürcher Fotografinnen wie Maggy Frijling, Verena Eggmann und Doris Fanconi. Ihre Arbeiten aus den 1950er- bis 1990er-Jahren zeigen, wie Frauen das fotografische Erzählen geprägt und erweitert haben – mit eigenem Blick auf die Welt.
wuchs als Tochter eines niederländischen Majors in Indonesien auf und geriet in den 1940er-Jahren in japanische Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg zog ihre Familie in die Niederlande.
In den 1950er-Jahren erlernte sie bei Ruth Goldstein in Zürich-Hottingen das fotografische Handwerk. Aufgrund dessen kam sie nach Zürich, wo sie – abgesehen von längeren Reisen – wohnen blieb. Frijling arbeitete freischaffend als Schul- und Hochzeitsfotografin sowie als Fotoreporterin für verschiedene Zeitschriften.
lernte zunächst Fotolaborantin, dann an der Kunstgewerbeschule Zürich Fotografin. Sie arbeitete freischaffend in Zürich für Zeitungen und Zeitschriften des In- und Auslands, wobei ihre Neigung vorab den grossen Reportagen galt.
1975 begann sie eine Sammlung fotografischer Aufnahmen historischer Bäume, woraus schliesslich das Internationale Baumarchiv hervorging. 1986 gewann sie den Zürcher Journalistenpreis für Photographie.
1958 zog die zweite Ausstellung Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA) in Zürich rund zwei Millionen Besuchende an. Vom Bund Schweizer-ischer Frauenvereine organisiert und von Frauen aus diversen Berufen geplant und realisiert, thematisierte die SAFFA Ausbildung, Erwerbsarbeit, Einkauf und Freizeitgestaltung. Maggy Frijling dokumentierte die Ausstellung mit ihrer Kamera.
Komposition (Teil 1) zur SAFFA 1958 von Andrée Aeschlimann-Rochat (1900–1990) (ZB Zürich)
Komposition (Teil 2) zur SAFFA 1958 von Andrée Aeschlimann-Rochat (1900–1990) (ZB Zürich)
Die Hirtin: 1962 veröffentlichte Maggy Frijling diese Reportage über eine niederländische Hirtin im Magazin Zeitbilder, die damals dem Tages-Anzeiger beilag. Die Hirtin, Absolventin eines Gymnasiums, fand in der Arbeit mit über 200 Schafen, Ziegen und Hühnern mehr Befriedigung als in anderen Berufen.
1968 besuchte Maggy Frijling Ungarn. Die Bilder dieser Reise wurden bislang nicht publiziert. Als freie Fotografin reiste Frijling oft und weit. Verschiedenste Länder zu besuchen, war für sie eine wichtige Inspi-rationsquelle. Insbesondere Osteuropa hat sie fasziniert. Frijling verliess gerne ihre Komfortzone, um zu spannenden Aufnahmen zu kommen.
Unzufrieden mit industriell hergestelltem Papier richtet der Künstler François Lafranca 1973 im hinter-sten Maggiatal kurzerhand eine eigene Papiermühle ein. Künstler*innen wie Marischa Burckhardt und Gottfried Honegger schworen auf das Papier. 1988 dokumentierte Verena Eggmann die Arbeit in der Mühle. Ihre Reportagen zeichnen sich durch ihren geduldigen und präzisen Stil aus.
Ungefähr ein Drittel seiner Lebenszeit verbringt der Mensch schlafend. Meist handelt es sich um eine intime Tätigkeit, die im Privaten stattfindet und somit nicht fotografisch festgehalten wird. Nicht so bei Verena Eggmann. Wo sie im öffentlichen Raum auf Schlafende traf, dokumentierte sie dies mit ihrer Kamera – in der Schweiz, wie auf Reisen.
Strickende Menschen und das Stricken in all seinen Facetten beschäftigten Verena Eggmann beinahe ein Jahrzehnt. Die Bilder entstanden zwischen 1985 und 1994. Sie zeigen einerseits mit humorvollem Blick Menschen in ihrem Alltag bei der entspannenden und entschleunigenden Tätigkeit. Andererseits beweist Eggmann in den inszenierten Bildern ein Auge für die ästhetischen Aspekte dieser Handarbeit.
Seit über 80 Jahren ist das Thema der Wohnungsnot in der Stadt Zürich virulent. Im Bildarchiv des Tages-Anzeigers finden sich einige Fotografien von Doris Fanconi zum Thema Wohnprotest. Die hier gezeigten Aufnahmen stammen aus der Zeit von 1989 bis 1998 und zeigen Wohnungskämpfe rund um das Wohlgroth-Areal, Buhnrain und andere Orte in der Stadt Zürich.
Spätestens seit der Jugendbewegung 1980 und des Aufstiegs der Hip-Hop-Kultur gehören Graffitis in Zürich zum Stadtbild. In Slogans werden gesellschaftliche Verhältnisse und die Mächtigen aus der Sicht der Underdogs kritisiert. Verena Eggmann sammelte und dokumentierte in den 1980er- und 1990er-Jahren die Sprayerszene in der Stadt Zürich.
Renée Schwarzenbach wurde 1883 als Tochter von Ulrich Wille (1848–1925), General der Schweizer Armee im Ersten Weltkrieg, geboren. Ihre Mutter war Clara von Bismarck (1851–1946), Tochter von Friedrich Wilhelm von Bismarck (1783–1860), württembergischer Generalleutnant, Diplomat und entfernt verwandt mit Reichskanzler Otto von Bismarck (1815–1898). 1904 heiratete Renée Wille den Seidenindustriellen Alfred Schwarzenbach (1876–1940). Ab 1912 wohnte das Ehepaar auf dem Landgut Bocken in Horgen. Nach dem Tod ihres Gatten lebte die Fotografin in Konstanz, wo sie 1959. starb.
Renée Schwarzenbach-Wille führte ein privilegiertes Leben. Die Kamera stets zur Hand beobachtete sie ihr Umfeld. Sie hinterliess 102 Fotoalben mit über 10'000 Schwarzweissabzügen aus der Zeit zwischen 1898 und 1959. Ihr Urenkel Alexis Schwarzenbach charakterisiert diese Alben als eine Art «fotografisches Tagebuch». Er führt die «visuelle Lebensdokumentation» auf die Tatkraft und den «Wunsch nach Erinnerung» der Fotografin zurück. Die Alben zeigen das familiäre und gesellschaftliche Leben der Dynastie Wille-Schwarzenbach. Auch die Zuchtpferde von Renée Schwarzenbach-Wille, die als leidenschaftliche Springreiterin an den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin teilnahm, sind gut dokumentiert.
Eines ihrer Lieblingssujet war ihre Tochter Annemarie Schwarzenbach, die später als Schriftstellerin bekannt werden sollte.
Annemarie, Januar 1917 – Annemarie Schwarzenbach (1908–1942) fuhr seit ihrer Kindheit regelmässig Ski. Ihr frühester Berufswunsch war hingegen General, war doch das Porträt ihres Grossvaters zur Zeit des Ersten Weltkriegs in Bahnhöfen und Gaststätten allgegenwärtig. Als Achtjährige nannte sie sich Fritz, erhielt eine Uniform geschenkt und spielte Soldat.
Annemarie als Rosencavalier, Februar 1922 – Die Musikliebhaberin Renée Schwarzenbach-Wille schwärmte für Richard Strauss. Ihre Geliebte, die Sängerin Emmy Krüger, sang 1911 in dessen Oper Der Rosencavalier die Rolle des Octavian. 1917 lernte Renée Schwarzenbach-Wille den Komponisten persönlich kennen. Wie ihre Mutter liebte Annemarie den Rollentausch. Mehrfach trug sie an der Fasnacht das Originalkostüm von Emmy Krüger.
Zwerg, 1924 – Renée Schwarzenbach-Wille verwendete ab 1919 diesen Übernamen für ihre Tochter. Hierin kommt die Dominanz der Mutter zum Ausdruck, die ein angespanntes Verhältnis zu ihrer Tochter entwickelte, als diese sich in der Pubertät langsam emanzipierte. Später belastete die unterschiedliche politische Ausrichtung die Beziehung: Im Unterschied zu ihrer nazifreundlichen Mutter vertrat Annemarie Schwarzenbach eine dezidiert antifaschistische Haltung.
Annemarie auf «Picnic», Bocken, 4. September 1926 – Wie ihre Mutter war Annemarie eine talentierte Reiterin. Ihre Aktivitäten im Reitsport knüpften an die familiäre Tradition an und sollten ihr zu einer grösseren Akzeptanz innerhalb der Familie verhelfen. Mit ihrer «attraktiven androgynen Erscheinung» hatte sie «enormen Erfolg bei Frauen und Männern» (Alexis Schwarzenbach).
Annemarie auf der Abfahrt nach Berlin, Bocken, 19. September 1931 – Ihre Reisen unternahm sie mit Vorliebe mit dem Auto. Hier ist sie vor ihrem Victory abgelichtet, einer britischen Automarke, die nur 1926 in drei Modellen produziert wurde. 1931–1933 lebte Annemarie Schwarzenbach als freie Schriftstellerin in Berlin. Die mit ihr befreundete Fotografin Marianne Breslauer schrieb rückblickend: «Annemarie war das schönste Lebewesen, dem ich je begegnet bin.»
Annemarie in Triest vor der Abreise z. Heirat i. Beiruth, 17. April 1935 – 1934 hatte sich Annemarie in Teheran mit dem homosexuellen französischen Diplomaten Claude Carac (1903–1999) verlobt. Ab 1933 bis zu ihrem Tod unternahm sie zahlreiche Reisen, die sie nach Persien, Afghanistan, in die Sowjetunion, die USA und schliesslich in den Kongo führten und sie zur damals bekanntesten Schweizer Reiseschriftstellerin machten. Wegen Konflikten um ihren Nachlass wurde die Bedeutung ihres fotografischen Schaffens erst ab den 1980er-Jahren gewürdigt. Im Frühling 2025 wurde ihr Nachlass in das Register des Weltdokumentenerbes aufgenommen.
Annemarie auf dem Bocken, 29. Juli 1918
Der Hirtenknabe auf Bocken, August 1920
Annemarie - Zwerg auf dem Bocken 1921
Annemarie in den Frühlingsferien auf Bocken 1926
Während Zwerg's Maturität auf dem Bocken 1927
Zwerg nach Ia bestandener Vormatur! 1926
Abfahrt zur letzten Schulzeit, Station Horgen 24. September 1927
Annemarie Schwarzenbach, melancholisch, auf dem Bocken 1927
Zwerg in Wasserburg am Bodensee, 24. April 1934
Annemarie vor der Abreise zur Heirat in Beirut, 1935
Bettina (1911–1999) entstammte einer Künstlerfamilie in München. Die Mutter war bei einem Hoffotografen tätig, auch der Vater war Fotograf. Bettina liess sich in Neuenburg und Einsiedeln zur Fotografin ausbilden.
Seit den 1930-Jahren porträtierte sie Persönlichkeiten aus der Kultur und Wissenschaft, aus Politik und Wirtschaft. Bekannt war sie für ihre Künstler-porträts und ihre Bildnisse von Kindern und von Menschen mit ihren Haustieren. Über ihr fotografisches Schaffen sind die drei Monografien Magie der Vorgelscheuchen, Ischia und Porträt-Photographie 1925–1990 er-schienen. Ihrem Atelier war eine Galerie angegliedert, das zu einem wichtigen Treffpunkt des Zürcher Kunstlebens wurde.
Marie Laurencin (1883–1956), um 1950, französische Malerin, Bühnenbildnerin und Lyrikerin. Sie war eine der bekanntesten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und gehörte vor dem Ersten Weltkrieg in Paris dem Kreis der Avantgarde an.
Selbstporträt, 1961. Drei Jahre zuvor hatte Bettina ihre Fotografien an der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA) 1958 in Zürich gezeigt.
Ruth Teschner Constantino (1892–1981), 1961 im Hotel Bristol in Paris porträtiert. Sie war eine Kunst- und Antiquitätenhändlerin in New York und anerkannte Expertin für ältere europäische Meister und Möbel.
Selbstporträt, 1961. Neben ihren Porträts widmete sich Bettina über Jahrzehnte der Landschaft und dem alltäglichen Leben auf der Insel Ischia. 1979 veröffentlichte sie eine Fotoreportage über Vogelscheuchen, die grosse Beachtung fand.
Dorothea Tanning (1910–2012), um 1955, amerikanische surrealistische Malerin, Bildhauerin und Schriftstellerin. Zusammen mit ihrem Mann Max Ernst war sie nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der progressiven New Yorker Kunstszene. 1956–1978 lebte sie in Frankreich.
Margarete Fries (1911–2012), 1960, österreichische Schauspielerin, 1938–1940 am Stadttheater Bern, danach bis 1947 am Zürcher Schauspielhaus tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte sie ans Wiener Volkstheater zurück.